Das vorläufige Ergebnis des Projektes Berufsschule im Distrikt Macate
Unsere berufsbildende Schule in Chissassa, Distrikt Macate, hat jetzt, mit einem Jahr Verspätung, den Betrieb aufgenommen. Die Schule wurde mit großer finanzieller Unterstützung durch das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) und ALTERNAID – Stiftung für Menschen in Not, aber auch privaten Spendern und natürlich, wie bei allen unseren Projekten, durch das Engagement der Schulgemeinde der Gesamtschule Hungen, errichtet.
Nicht ganz im Sinne des ursprünglich Geplanten, aber doch so, dass die beruflichen Perspektiven für die jungen Menschen der Region deutlich verbessert werden können.
Geplant war eine Berufsschule für Abgänger*innen der Primarschulen, die hier neben der Vertiefung der Allgemeinbildung eine Ausbildung in den Bereichen Bauwesen, Schreinerei und Zimmerei, Informatik und Landwirtschaft hätten erhalten sollen. Leider haben sich die gesetzlichen Vorgaben des Staates Mosambik für berufsbildende Schulen geändert. Nunmehr können diese Schulen nur noch von Jugendlichen nach Abschluss des 9. Schuljahres besucht werden. Sie führen dann nach 3-jähriger Schulzeit zu einer Hochschulzugangsberechtigung (ähnlich unserem Fachabitur) und bieten parallel dazu eine Berufsausbildung an. Die Anforderungen zur Zulassung an diese sogenannten „Institute“ sind hoch, außerdem gibt es nur wenige dieser Art in Mosambik. D. h., die Bewerber*innen können nicht allesamt aus der Region kommen. Zur Aufnahme an diesen Instituten können sich landesweit junge Menschen bewerben. Dafür braucht es aber eine andere Infrastruktur an der Schule – allem voran ein voll ausgestattetes Internat mit Mensa. Der mosambikanische Staatspräsident Nyusi persönlich hat zwar bei einem Besuch der Örtlichkeit im Juli 2021 angekündigt, dass der Staat sich um die fehlende Infrastruktur kümmern wird. Wann das der Fall sein könnte, ist aber in Anbetracht der Finanzmisere Mosambiks in naher Zukunft kaum absehbar.
Deshalb gibt es jetzt eine Interimslösung, über die wir sehr glücklich sind!
IFPELAC, ein staatliches Berufsbildungsinstitut, nutzt die Räumlichkeiten, Ausstattung und Materialien für 3-monatige Kurzkurse in den Bereichen Bauwesen, Informatik und Agro-Processing (Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte der Region). Nach Abschluss der Kurse erwerben die teilnehmenden Jugendlichen, die mindestens über einen Primarschulabschluss (7. Klasse) verfügen müssen, ein Zertifikat, mit dem sie sich bei Betrieben bewerben oder auf einer höheren Stufe einen weiteren Kurs belegen können.
Für IFPELAC ist der Standort äußerst günstig, liegt die Schule doch nur wenige hundert Meter entfernt vom neuen Verwaltungszentrum des Distriktes Macate. Außerdem sind in unmittelbarer Nähe die Primarschulen Chissassa und Nhamacoa Rica, die über eine sehr große Schülerpopulation verfügen (ca. 1.200 Kinder und Jugendliche). Die Ausstattung der Berufsschule bietet alle Voraussetzungen für eine gute Ausbildung.
Bei der Eröffnungsfeier am letzten Freitag, dem 04. März 2022, waren viele hochrangige Vertreter*innen des Staates, der Provinz und des Distriktes anwesend. Darüber hinaus aber auch zahlreiche Geschäftsleute, die die zukünftigen Absolvent*innen gerne in ihre Betriebe aufnehmen wollen. In Mosambik gibt es keine Berufsausbildungen wie bei uns. Dort werden die Menschen nur angelernt in den Bereichen, in denen sie später tätig sein werden. Deshalb sind solche Vorkenntnisse, wie sie IFPELAC hier liefert, von großer Bedeutung für die Entwicklung der Region und die Chancen der Menschen auf gute Arbeitsplätze.
Filipe, unser Freund und Projektkoordinator in Mosambik, sagt: „Die Einweihungsfeier war sehr gut organisiert, sehr schön und so viele Geschäftsleute waren anwesend. Richtig toll!“ Der anwesende Staatssekretär sei sehr erfreut gewesen und habe sich in seiner Rede vor dem zahlreichen Publikum herzlich bedankt für den Bau und die Ausstattung der Schule. Ein Fernsehteam von TVM (Televisão Moçambique) hat die Feier einem breiten Publikum zugänglich gemacht.
Von unserer Seite konnte leider niemand an den Festlichkeiten teilnehmen, aber Deutschland als Geldgeber wurde durch Frau Dorothea Wenzel von der Deutschen Botschaft in Maputo würdig vertreten. Ihr gilt unser besonderer Dank, hat sie sich doch ganz kurzentschlossen auf die Reise nach Chimoio gemacht. Sie hat unser Grußwort (s. Anhang) verlesen und Gelegenheit zu Gesprächen gehabt. Außerdem hat sie noch vor ihrem Rückflug unser neues Projekt in Charonga besucht und auch das Frauenhaus in Chimoio, das von LeMuSiCa, unserer Partner-NGO beim Ausbau der Uli-Seibert-Schule, geführt wird.
Für die Schülerinnen und Schüler geht’s am Montag, dem 14. März, los. Wir wünschen allen einen guten Start und viel Erfolg beim Absolvieren der Kurse!
Bilder der Eröffnungsfeierlichkeiten durch das Institut IFPELAC am 04.03.2022
Die Anfänge des Projektes Berufsschule im Distrikt Macate
Nach gut anderthalbjähriger Vorarbeit haben unsere Mühen und Anstrengungen sich am Ende gelohnt. Das BMZ bzw. die Engagement Global gGmbH hat am 20.11.2018 nach langer Beratungs- und Änderungsphase unseren Antrag mit dem offiziellen Titel: Verbesserung der beruflichen Bildungssituation für Schulabgänger(innen) in dem neu geschaffenen Distrikt Macate, Provinz Manica/Mosambik - Bau einer Berufsschule für Bauwesen, Informatik und Landwirtschaft genehmigt. Ermöglicht hat uns dies - wie schon bei den beiden vorhergehenden Schulbauprojekten in Chibuto II und Gondola (BS Josina Machel) - die Projektpartnerschaft mit ALTERNAID. Die Stiftung beteiligt sich mit 80.000 Euro bzw. 15% an den Gesamtkosten, wodurch wir als privater Träger nur noch 10% der Gesamtkosten aufbringen müssen. Das sind über die Jahre 2018/19/20 hinweg ca. 52.000 Euro. Die Hauptlast übernimmt das BMZ mit 75% bzw. ca. 396.000 Euro.
Mit dieser neuen Schule erhofft sich der Distrikt Macate einen enormen Aufschwung für die Region, denn es fehlt in Mosambik überall an beruflich qualifizierten Schulabgänger(innen). Ein duales Berufsbildungssystem wie bei uns mit praktischer Ausbildung im Betrieb und theoretischem Unterbau über die Berufsschule gibt es in Mosambik nicht. Dort werden Arbeitskräfte oft nur angelernt und bei Bedarf eingestellt oder entlassen. Die Qualifikation kann entsprechend gering sein.
Über die baulichen Maßnahmen hinaus werden die einzusetzenden Lehrkräfte in umfassenden Fortbildungsmaßnahmen auf ihren neuen Arbeitsplatz vorbereitet.
Da das BMZ vorab schon den Einsatz von Eigenmittel bewilligt hatte, konnten am 23. November 2018 mit einer offiziellen Zeremonie die Bauarbeiten begonnen werden.
Hier zu sehen die offizielle Feierlichkeit zum Baubeginn und die ersten Fundamente - weitere Bilder finden sich unter dem Unterpunkt "Bilder vom Baufortschritt".
Wer mehr zu dem Projekt wissen will, kann den kompletten Antrag ans BMZ bzw Engagement Global bengo hier als PDF-Datei lesen.