Uli Seibert (1972 - 1991)
Uli Seibert (1972 - 1991)

Warum heißt eine Schule mitten in Mosambik Escola Uli Seibert?

Diese Frage stellen auch manche Menschen in Deutschland?

 

Ulrike (Uli) Seibert, wer war das?

Im Jahre 1980 gab der spanische Pater Vicente Berenguer Llopez auch der Gesamtschule Hungen den Anstoß, Partnerschaften zwischen Schulen in Deutschland und Mosambik aufzubauen. Diese die Nord- Südgrenzen überwindenden Partnerschaften sollten helfen, die durch den europäischen und besonders portugiesischen Kolonialismus entstandenen Wunden zu lindern. Schulpartnerschaften sollten Hoffnungszeichen sein.

 

Ulrike Seibert, geboren am 13. November 1972, kam 1983 an die Gesamtschule Hungen. Schon in der Klasse 5 setzte sie sich aktiv für die Hilfe für mosambikanische Kinder ein. Der erste Aufruf für eine Sponsorenwanderung (run for help) in Hungen trägt die Unterschrift von Uli, wie sie von ihren Mitschülerinnen und Mitschülern genannt wurde. Sie war inzwischen Schulsprecherin geworden. Ihr lag besonders die Gleichstellung und Ausbildung der Mädchen in den afrikanischen Gesellschaften am Herzen. Uli Seibert war eine allseits beliebte Schülerin, die eigentlich alle Menschen froh machen konnte, wenn sie ihr begegneten. Nach dem Abitur wollte sie ein soziales Jahr in Mosambik verbringen und besonders mosambikanischen Mädchen helfen. Zur Vorbereitung wollte sie zunächst in den Osterferien 1992 mit einer Reisegruppe unserer Schule nach Manica fahren. Leider kam es anders.

Ulrike Seibert starb am 6. Juli 1991 an den Folgen eines Motorradunfalls.

 

Als Lehrer und die neu gewählte Schulsprecherin Bettina Schmidt aus Hungen am 28. März 1992 nach Mosambik aufbrachen, konnten sie ULI nur in ihren Gedanken und Herzen mitnehmen. Sie waren sich aber einig, eine neue Schule in Bengo zu bauen, die den Namen ULI SEIBERT SCHULE tragen sollte. Hans Münzhuber, der ursprünglich als freier Entwicklungshelfer (Kooperant)  nach Mosambik gekommen war, hatte mit Hungener Unterstützung für die Kinder der Firma Lorena - diese Firma wurde auch  zum großen Teil finanziert mit Geldern aus Hungen - 1991 in einem Farmhaus eine kleine Schule eingerichtet. Diese Schule war viel zu klein. Am 1. April 1992 legten wir in Anwesenheit von Vertretern der Provinzregierung den Grundstein für  2 Klassenräume der ESCOLA ULI SEIBERT.

Die erste Schulleiterin,  Sra. Gina Tomé, die sich auch im Sinne von Uli Seibert besonders um die Mädchen kümmerte, schrieb stolz von ihnen als den „vielen Blumen der Uli Seibert, die nicht verwelken“. Zwei Jahre später wurde ein weiterer Klassentrakt gebaut, da die Schülerzahl stark angestiegen war  und ein dreifacher Schichtunterricht wegen Fehlens der Elektrizität nicht möglich war. Die Uli Seibert Schule war eine Privatschule, für die die Firma Lorena und der Verein Schulpartnerschaft mit Mosambik in Hungen gemeinsam die Verantwortung übernommen hatten.  So wurden Lehrergehälter,  Bücher und Materialien von der Firma Lorena und von Hungen finanziert. Der Niedergang der Firma Lorena 1999 machte es notwendig, dass die Schule in die Hände des Staates Mosambik übergeben wurde.

Der ehemalige Geschäftführer der Lorena, João Rafael, schrieb: „Dank eurer Hilfe konnten wir für einige Monate ausstehende Löhne der Lehrer der ULI-Seibert-Schule und Kredite für das notwendige Schulmaterial bezahlen. Deshalb danke ich im Namen aller Kolleginnen und Kollegen für eure Hilfe und Freundschaft, die in unserer Welt außergewöhnlich sind.“ Seit dem Jahre 2000 ist die Schule in staatlichem Besitz. Das Erziehungsministerium in Maputo sprach sich für die Beibehaltung des Namens aus. Die Schule heißt jetzt: ESCOLA PRIMARIA COMPLETA DE BENGO ULI SEIBERT.

Die Schule war mittlerweile zu einem kleinen Zentrum auch mit den Klassen 6 und 7 geworden. Da Schulraum für die über 500 Schülerinnen und Schülern fehlte, veranlassten wir 2004 den Bau  von weiteren vier Klassenräumen. Insgesamt 723 Kinder besuchten im Mai 2006 die Schule. Leider wurden die Bauarbeiten am neuen Gebäude nicht solide genug ausgeführt, sodass im August und September 2006 bereits größerer Reparaturarbeiten notwendig wurden.  Im Jahr 2007 kamen an der Uli Seibert Schule ein Lehrerzimmer mit kleiner Kantine, ein Multifunktionssportplatz und ein Brunnen hinzu.

Seit dem Schuljahr 2015 wandelt sich die Schule zu einer Sekundarschule, die nach dem sukzessive stattfindenden Umbau dann nur noch die höheren Klassen von Jahrgang  8 bis 10 beherbergen wird.

 

Neben anderen Projekten, auch im Süden Mosambiks, wird für die Gesamtschule Hungen  die Escola Primaria Completa de Bengo Uli Seibert immer von zentraler Bedeutung bleiben, da sie den Namen unserer unvergessenen Schulsprecherin trägt. Im Sinne von Uli Seibert hoffen Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer und Eltern in Hungen, dass die Kinder in Bengo in Würde mit allseitigem Verständnis der Lehrer und Lehrerinnen erzogen werden, eine gute Ausbildung erhalten und zum solidarischen Handeln in der mosambikanischen und Weltbevölkerung befähigt werden.